Katharina Daxenberger – Flügel, 2008

Katharina Daxenberger – Memory

Oktober 2008 – Januar 2009

Für eine der herausragenden Eigenschaften eines Künstlers halte ich den Umgang mit Hürden, die sich im Laufe des Schaffensprozesses zwangsläufig einstellen. Bei Katharina Daxenberger war es lange Zeit eine bohrende Frage, wie sich ein einmal gefundenes Motiv abwandeln lässt, ohne eine Kopie des Vorgängers zu werden. Und anstatt den Schwierigkeiten auszuweichen, hat sich die Malerin mitten in das Problem versetzt und die Wiederholbarkeit der Malerei zum Thema einer fast einjährigen Arbeit gemacht: 

30 kleinformatige Bildpaare in Acryl auf Karton mit den Maßen 6 x 6 cm sind entstanden. Nur auf den ersten Blick erscheinen sie identisch. Doch bei näherer Betrachtung kann man trotz aller Ähnlichkeiten den individuellen Charakter jeder einzelnen Karte ausmachen. Die Serie besteht also aus 60 miniaturartigen Gemälden, die sich zwar eindeutig zu motivischen Paaren sortieren lassen, sich aber zugleich als eigenständig und einmalig erweisen. 

Konsequenterweise git es von der Bildserie eine limitierte Spiel-Edition (Auflage 100 Exemplare) mit dem Titel „Das selbe nur anders“. Sie funktioniert genau so, wie das urheberrechtlich geschützte Spiel, auch wenn es seiner eigentlichen Beschaffenheit nach die Form des exakt Identischen konterkariert. 

Entscheidet Differenz über die Anmutung eines Bildes? Ist das erste Exemplar aufgrund seiner Ursprünglichkeit und Direktheit besser als das zweite, oder stellt nicht die spätere Fassung aufgrund der in der ersten Version gewonnenen Erkenntnisse eine Verbesserung dar? Oder ist es nicht vielmehr so, dass sich die Bilder gegenseitig bedingen. Jedem kommt sein ganz eigener Charakter zu, der sich aus der Hingabe der Künstlerin and die Einmaligkeit der 60 Stücke speist.

Katharina Daxenberger
Flügel
Acryl auf Karton
je 6 x 6 cm
2008