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Karl Klingbiel – Atlas, 2005

Karl Klingbiel – Planesphere

März – April 2005

»Planesphere« nennt der New Yorker Maler Karl Klingbiel seine Ausstellung von Bildern und Zeichnungen in der Galerie Florian Sundheimer. Im Mittelpunkt steht eine Serie von quadratischen Bildern. Der Ausstellungstitel »Planesphere« gibt einen Hinweis auf Klingbiels Inspirationsquelle: alte Sternkarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. In solchen Karten sind Sterne und weitere Himmelsobjekte und -phänomene nach Position und Helligkeit angegeben. Ihnen haftet nicht nur eine eigene faszinierende Aura und Ästhetik an, sondern sie sind auch ein Zeugnis für erste Versuche, etwas immer Allgegenwärtiges und doch noch Unbekanntes zu überblicken und zu begreifen. In dem abstrahierenden Modell einer Karte fügen sich erste wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Bild zusammen. Dort, wo die Erkenntnis an ihre Grenzen stößt, verwandelt sich das Bild zu einem imaginären Entwurf. So vermittelt das malerische Detail im Werk von Karl Klingbiel sowohl eine materielle Unmittelbarkeit als auch eine Luzidität, die tiefere Schichten und damit frühere Stadien der Bildentstehung mit einbeziehen. Erst bei längerer Betrachtung geben sie ihre kleinen und größeren Sensationen preis. 

Inspiriert durch unterschiedlichste kulturelle oder künstlerische Bezugspunkte, wie etwa historische Gewanddrapierungen oder japanische Tuschezeichnungen und Lyrik, sind auch Klingbiels Zeichnungen, die in seinem Werk eine gleichrangige Bedeutung haben wie seine Bilder. Auch in den Zeichnungen beweist Klingbiel viel künstlerische Sensibilität: nicht so sehr, weil sich auch hier die Formen von einer Anlehnung ans Gegenständliche souverän gelöst haben, sondern weil es die besondere Art der Ausführung und ihrer Variation von Strich und Tuscheauftrag ist, in der subtil die ganze künstlerische Ausdruckskraft zum Tragen kommt. 

Karl Klingbiel
Atlas
Öl und Enkaustik auf Holz
2005
102 x 102 cm