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Joannis Avramidis, Torso, Kohle auf Papier, 1954, 43,3 x 29,5 cm

Joannis Avramidis – Plastiken und Zeichnungen

Februar 2005

Wie kein anderer Künstler vor oder nach ihm hat sich Joannis Avramidis mit hohem Anspruch und unerreichter Konsequenz in seinem Werk der menschlichen Figur gewidmet. Er zählt zu den wegweisenden Bildhauern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den frühen Arbeiten der 50er und 60er Jahre, und die Qualität jeder einzelnen Arbeit lässt keinen Zweifel daran, welche großen bildnerischen Kräfte hier am Werk waren und sind.

Seine Skulpturen wirken wie aus einzelnen Modulen zusammengesetzte, unbewegte Figuren, deutlich zentriert um eine einzige Längsachse, alleine stehend oder in Gruppen zusammengefasst. Sie sind aus Einheiten von elementarer plastischer Form gebildet, die aus Rastern von vertikalen Linien und horizontalen Einschnürungen entstehen: unabhängig von der konkreten Figur, systematisch, kompatibel, theoretisch unendlich erweiterbar in die Höhe.

Wenn dieser Eindruck auch zutreffend ist, hat Avramidis’ Werk dennoch nichts zu tun mit etwa serieller und/oder minimalistischer Kunst, für die ähnliche charakterisierende Stichworte angeführt werden könnten. Bei Joannis Avramidis wird die Form für jede Skulptur variierend neu entwickelt, in einem langen, intensiven, durchdachten Prozess, der bei Zeichnungen beginnt, die sich überraschend stark am natürlichen Vorbild des menschlichen Körpers orientieren. Diese widmen sich als Studien einzelnen Partien oder reduzieren den Körper auf seinen Torso – aber immer zeigen sie in der Erfassung des Volumens eine Tektonik des Körpers, die auch den betont strukturellen Aufbau der Skulpturen bestimmt.

Von diesem Werkprozess sind in der Ausstellung die freien Zeichnungen mit einigen hervorragenden Exponaten der 50er Jahre zu sehen, ebenso die ihnen folgenden konzeptuell angelegten Studien (dokumentiert mit einer Zeichnung von 1960) sowie frühe Stadien der Konstruktionszeichnung bis hin zur maßstabsgetreuen Aufrisszeichnung, aus der sich die eigentliche Plastik in logischer Konsequenz ergibt.

Joannis Avramidis
Torso
Kohle auf Papier
1954
43,3 x 29,5 cm