Auf der Theaterbühne, heißt es, fürchtet der Schauspieler nichts mehr als die Natürlichkeit eines Kindes an seiner Seite. Übertragen auf die Kunst gibt es Stimmen, die behaupten, es seien die Künstler der Art Brut, die einen viel unverstellteren Blick auf die Welt zeigen, während Andere die »Außenseiterkünstler« als Phänomen am Rande des eigentlichen Geschehens verortet sehen möchten.
Für mich geht diese Art der Fragestellung, diese Art der Etikettierung am Eigentlichen der Kunst vorbei. Josef Hofer, geboren 1945 in Wegscheid, dessen
Werk im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht, hat seit den späten 1990er-Jahren seinen kongenial eigenen Zeichenstil entwickelt. Hofer findet zu einer Kunst, die beeindruckt. Er erfindet Bilder – und das ist das Entscheidende –, die wirken und
sich einprägen. Die Basis, aus der sich seine Kunst speist, ist verschieden, aber das Ergebnis hebt sich weit über das rein Persönliche hinaus. Ergreifender als auf der Einladungskarte lässt sich die Sozialisation eines Menschen, das Hineingeworfensein in eine Existenz, das In-eine-Rolle-schlüpfen kaum verdeutlichen.
Die Ausstellung wird ergänzt durch Arbeiten von Louis Soutter (1871–1942), Madge Gill (1882–1961) und Alfred Kremer (1895–1965).
Josef Hofers Bilder waren in München zuletzt beim EUWARD Preis 2003 im Haus der Kunst zu sehen. Seine Kunst findet europaweit große Beachtung und ist in einer Vielzahl der führenden Sammlungen, wie in der Collection de l´Art Brut, Lausanne, vertreten.
Josef Hofer (geb. 1945)
Ohne Titel, 2003
Bunt- und Bleistift auf Papier
ca. 67,5 x 47 cm