Renate Wolff, Entwurf für Raumgestaltung »Gelbsicht«, Residenzstraße 10, 3. Stock (2004)

Renate Wolff – Gelbsicht

September – November 2004

Raumgestaltung, Wachsarbeiten und Graphik 

Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Raum, der Ihnen vertraut ist, weil Sie sich jeden Tag dort aufhalten – und doch ist es dieses Mal ein neuer Raum, nicht wirklich fremd, aber aufregend anders und ungewohnt. Neu strukturiert von geometrisch begrenzten Farbflächen, Systemen aus präzisen Farblinien und überhaupt intensiver, klarer Farbwirkung jenseits einer spezifischen Form. Wände, Böden und Ausblicke nach Draußen gewinnen ein strukturelles und ästhetisches Eigenleben. Alltag und Selbstverständlichkeiten sind außer Kraft gesetzt – zugunsten einer emotional-sinnlich und mental neuen Erfahrung Ihrer Umgebung….und damit auch einer geschärften Wahrnehmung Ihrer selbst in diesem Raum….

Vermutlich befinden Sie sich an einem von Renate Wolff neu gestalteten Ort. Und es sind diese Eingriffe in nicht mehr bewusst erlebten Raum , privat oder öffentlich, innen oder außen, und in nur noch beiläufig wahrgenommene Architektur, mit denen die Künstlerin in den letzten Jahren besonders auf sich aufmerksam gemacht hat.´

Ob es sich um isolierte Objekte aus den Stadtprospekten von Berlin oder New York handelt, oder um gegebene Räumlichkeiten unterschiedlichster Ausstellungsorte, um öffentliche (Innen-) Räume wie U-Bahnstationen, Bahnhofshallen, Foyers von politischen und universitären Gebäuden oder auch um das eigene Atelier – immer sind es geometrische Strukturen, mit denen Renate Wolff Gestalt und Atmosphäre eines Raumes und seiner Umgebung verändern oder seine Charakteristika verstärken kann. Und immer nehmen sie Bezug auf den spezifischen Ort. Sie werden aus ihm heraus entwickelt, genauso wie ihre klaren, intensiven Farben und überziehen ihn nicht einfach mit einem im Voraus bestehenden Konzept – und das macht ja auch den Reiz und die Wirkung des Ganzen überhaupt erst aus und gibt den Raumgestaltungen ihren künstlerischen Sinn:

Entweder legen diese Strukturen mögliche Grund- und Aufrisse des Raumes frei, zeichnen leicht variierte Konturen von architektonischen Silhouetten nach, füllen Leerräume aus, visualisieren formal inhaltliche Assoziationen zur Funktion der betreffenden Orte, sind ergänzende Entwürfe, legen Systeme frei, die sich hinter und unter den Mauern verbergen könnten. Sie projizieren fiktive korrespondierende räumliche Gebilde auf vorhandene Flächen oder verkehren ‚Negativformen‘ ins Sichtbare, Positive, werden Öffnungen wie Türen und Fenster auf undurchdringlichen Wandabschnitten wiederholt. Sie geben Flächen Volumen und Farbe Materialität.

Für unsere Ausstellung stellen wir Renate Wolff die Galerieräume für eine Umgestaltung zur Verfügung. Das Ergebnis ist das temporäre Experiment „Gelbsicht“.

Renate Wolff ist aber auch mit farbigen Wachsarbeiten und Graphiken bekannt geworden, in denen sie auf ungewöhnliche Weise ebenfalls geometrische Formen und Strukturen variiert. Deren formale Präzision bildet besonders in den Bildern aus Wachs einen ganz besonderen Kontrast – oder eine Ergänzung – zu dem opaken, weichen Material und der Intensität des verwendeten Pigments. In der Ausstellung zeigen wir auch aus diesem Bereich ihres Werkes neue Arbeiten, in denen das Interesse stärker auf das gegenseitige Verhältnis verschiedener, zum Teil zeichenhafter Flächen im kompositionellen Gefüge gerichtet ist.

Die in Berlin lebende Künstlerin war bereits 1994 anlässlich der Verleihung des Deutschen Kunstpreises in München zu Gast, im Rahmen einer Gruppenausstellung im Haus der Kunst.

Seit mehr als 15 Jahren werden Renate Wolffs Arbeiten in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Wir bieten Ihnen nun mit unserer Ausstellung zur open art die Gelegenheit, das Werk der Künstlerin kennenzulernen. 

Renate Wolff (geb. 1956)
Entwurf für Raumgestaltung »Gelbsicht«, 2004
Galerie Florian Sundheimer Residenzstraße 10, München