Olaf Metzel – Kneifzange, 1985

Olaf Metzel – Zeichnungen

Oktober – November 2014

1985, Berlin–West. Olaf Metzel erhält eine graue Klappkarte der Nationalgalerie. 

Es ist die Einladung zur Eröffnung der Ausstellung »Deutsche Kunst 1945–1985«, in der auch Arbeiten von ihm gezeigt werden. Über das in befremdlich gediegener Schreibschrift gehaltene Wort »Einladung« zeichnet er eine Kneifzange. Eine Pinzette erscheint ihm als Bildhauer nicht ausreichend wirksam. 

Die Karte lässt mit ihrem wohl erwünschten Eindruck von Noblesse ein Vernissage-Publikum vor dem Auge des Betrachters entstehen. Dann erfolgt die künstlerische Aneignung, in diesem Falle mittels des Bleistiftes. Mit schnellem Strich skizziert er das Werkzeug, was die Genauigkeit und Kühle seines Blickes unterstreicht. Nur dient die Kneifzange dem Künstler nicht der Herstellung eines bildnerischen Objektes. Viel eher möchte man sich den Bildhauer am Eröffnungsabend inmitten dieser illustren Gesellschaft vorstellen: die ambivalente Situation einer Ausstellungseröffnung zwischen Neugier und Skepsis auf Seiten des Künstlers ebenso wie beim Publikum. 

Und dann ist da noch die Verdoppelung der Zeichnung: Entgegen dem René Magritte’schen Satz, der in das von ihm gemalte Bild einer Pfeife den Satz schrieb: »Das ist keine Pfeife«, ließe sich unter diese Zeichnung schreiben: »Es ist wirklich eine Kneifzange – nicht mehr und nicht weniger!«

Olaf Metzel (geb. 1952)
Kneifzange, 1985
Bleistift und Pastellkreide auf Karton
21 x 21 cm