Jean-Charles Blais – Ohne Titel, 2011, Vorderseite

Jean-Charles Blais – découpé, assemblé et épinglé

Juni – Juli 2013

Ausgeschnitten, zusammengefügt und mit Nadeln verbunden, so ließe sich der Titel der Ausstellung übersetzen. Entnommen ist er der Werkbeschreibung im neusten Katalog anlässlich einer Blais-Schau im Picasso-Museum in Antibes, die Anfang Juni diesen Jahres zu Ende gegangen ist. Zwei bedeutende neue Großformate daraus werden in München zu sehen sein.

Die Einladungskarte zeigt Vorder- und Rückseite ein und derselben Arbeit. Sie führt exemplarisch Blais’ Arbeitsweise vor. Scherenschnitthafte Silhouetten schneidet er aus dem Papier. Er faltet und knickt die Motive, die sich wie im vorliegenden Fall auf der Rückseite weiterspinnen lassen. Mehrfach dienen Nadeln dazu, die vielen Schichten zusammenzuhalten. Das soll nicht heißen, dass Blais den Rückseiten künstlerische Bedeutung beimisst. Es lässt sich jedoch besser nachvollziehen, wie sich die Anmutung einer Bildfläche ändert, wenn sie um die Kanten des Blattes herumgeführt wird. Die schwarz gefüllten Formen der Figuren bilden eine Art belebte Folie vor dem Weiß des Blattes. 

Blais findet hier zu seiner ganz eigenen Interpretation der zeichnerischen Problemstellung von Figur und Grund. Gleichzeitig stellt er seine Arbeiten von den Motiven her in den Kontext prägender Gestalten der 1970er-Jahre wie Diane Arbus, William Burroughs oder John Lennon, indem er mehr oder weniger bekannte Fotos in seine eigene Bildwelt übernimmt. Somit lotet Blais komplexe Fragen eines kulturellen Bildgedächtnisses aus und verknüpft diese mit den Ursprüngen des eigenen Selbstverständnisses und seiner Identität als Künstler.

Jean-Charles Blais (geb. 1956)
Ohne Titel, 2011
Gouache und Montage auf Papier
ca. 28,8 x 18,5 cm 
(Vorderseite und Rückseite)