Hermann Glöckner – Bäume an einer Straße, 1934

Hermann Glöckner – Frühwerk. Zeichnungen der 20er und 30er Jahre

Oktober – November 2019

»Glöckners Schaffen umfasst die Polarität ästhetischer Kategorien. Realismus und Abstraktion, Zartheit und Schärfe, Ruhe und Bewegung, Statik und Rhythmik, Gesetz und Zufall kommen gleichermaßen zum Ausdruck. Glöckner liebte die reinen Lösungen, das Vordringen zu den Elementen. Zu den elementaren Formen gesellen sich die gemischten Erscheinungen und Kombinationen. In seiner Kunst sind die einfachen Dinge nicht simpel. Im Einfältigen leben Spuren der Vielfalt. Im Strudel der Zufälle spürt der Betrachter das Walten von Gesetzen.

Ein Künstler dieser Haltung konnte und wollte sich nicht auf eine Stilform festlegen. So wandelte er immer wieder seine Ausdrucksmittel, wechselte seit 1919 mehrfach von realistischen zu abstrakten Strömungen. Aber auch in dieser stilistischen Vielfalt sind künstlerische Grundzüge in den verschiedenen Entwicklungsphasen ausgeprägt, vor allem ein Sinn für den Eigenwert von Formen und eine besondere Sensibilität für Klarheit und innere Ordnung der Komposition. Es bedeutete ihm als 80-Jährigen Genugtuung, wenn bei der Betrachtung seines Frühwerkes in realistischen Motiven seine Neigung zu zeichenhafter Konzentration und zu abstrahierender Vereinfachung erkannt und damit die innere Einheit seines Schaffens bestätigt wurde.«

Der Begleittext stammt von Werner Schmidt (ab 1959 Leiter des Kupferstich-Kabinetts, Dresden, 1990–1997 Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden): Hermann Glöckner, eigenständig in den Strömungen der Zeit, in: Glöckner. Werkverzeichnis der Gemälde und Zeichnungen, hrsg. vom Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Nachlass Hermann Glöckner, Dresden 2010, S. 13.

Hermann Glöckner (1889–1987)
Bäume an einer Straße, 1934, 
Graphit und Wasserfarben auf Papier
28,7 x 21 cm