Wie kaum ein anderer Künstler stellt German Stegmaier das Prozessuale der Entstehung seiner Arbeiten ins Zentrum seines Schaffens.
Alles wird aufgehoben: der eine Strich durch den benachbarten, ein anderer wird ausradiert oder auch das Zeichenblatt selbst gefaltet und neu angesetzt. Jedes Detail ist Teil einer Geschichte des Ganzen.
»Es herrscht eine merkwürdig vielstimmige Ambiguität zwischen dem letztendlich Sichtbar-Gültigen und dem gerade noch Ahnbaren, das als versiegende, diaphane Spur oft nur wie ein Hauch anwesend ist. Über Monate und Jahre hinweg lassen die Zeichnungen mannigfache Eingriffe und Veränderungen des Künstlers über sich ergehen. Er dreht und wendet die Blätter und zeichnet von allen Seiten, bis sie schließlich als beredte Zeugnisse jenes heimlichen Kampfes der ‚Erarbeitung’ zum Stillstand kommen, die alle Spuren des Ungenügens und Versagens auch im Sinne zeitlich zurückliegender Erinnerung preisgeben.« (Michael Semff)
Das Endergebnis steht für den Künstler nie von vorneherein fest. Uns als Betrachtern gibt er die Möglichkeit, einem eigenständigen Resultat gegenüberzutreten, welches die Zeit in Form der Entwicklungsgeschichte seiner Zeichnung oder Malerei kristallisiert.
German Stegmaier
Ohne Titel
Bleistift und Kohle auf Papier
1999/2006/2009
35,1 x 25 cm