Uli Zwerenz – Ohne Titel, 2013

Uli Zwerenz – STOP MEMORY. EMPTY ROOMS 

Oktober – November 2013

Bei dem vom Künstler gewählten Ausstellungstitel handelt es sich um ein sogenanntes Anagramm: Jeder Buchstabe der ersten Zeile »STOP MEMORY« kommt auch in der zweiten Zeile »EMPTY ROOMS« vor. Nur die andere Reihenfolge der identischen Menge an Buchstaben ergibt unterschiedliche Worte und einen anderen Sinn. Für einen Künstler wie Uli Zwerenz muss dieses Spiel um die Bedeutung von Zeichen eine große Faszination ausüben.

Aber ist die Aussage beider Zeilen im vorliegenden Fall so verschieden? »STOP MEMORY« – kein Gedächtnis: Wenn das ein Künstler sagt, geht es ihm darum, den eigenen, in der Vergangenheit entwickelten Stil auszublenden. Es geht darum, sich frei zu machen von bereits Gesehenem, bereits Gemaltem. Auch die zweite Zeile führt in eine ähnliche Richtung: Immer wieder betritt er »EMPTY ROOMS« – Neuland –, wenn er vor der leeren Leinwand, dem leeren Blatt Papier steht oder sitzt. Diese Fläche gilt es zu gestalten, ihr eine weitere Koordinate hinzuzufügen. 

Doch der Befehlsform »STOP« hört man einen Hauch von Verzweiflung an, dass es nur schwer gelingt, sich vom eigenen überlebensnotwendigen Gedächtnis zu lösen, das eigene Vor-Wissen nicht in die Arbeit mit einfließen zu lassen. Und auch auf die Leere »EMPTY« folgt unmittelbar ihre Begrenzung, die Wände der Räume »ROOMS«.

Es ist der freie Akt des Mischens der Elemente, der andere Bedeutungen überhaupt erst ermöglicht. Auf diese Wachheit und Bereitschaft, neue Kombinationen zu finden und Gestalt werden zu lassen, kommt es an. 

Zur Ausstellung erscheint mit Unterstützung der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung ein 80-seitiger Katalog.

Uli Zwerenz (geb. 1958)
Ohne Titel, 2013
Tusche und Aquarell auf Papier
29,7 x 21 cm