Häusler Contemporary München und Florian Sundheimer freuen sich sehr, eine Projekt-Kooperation im Rahmen der Ausstellung »Räume auf Papier« anzukündigen. Mit Zeichnungen von fünf ausgewählten Bildhauern zeigt die Präsentation, wie sich das räumlich geprägte Denken in der zweidimensionalen Ebene manifestiert.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Bildhauer sich mit Volumen befassen, mit dem Verhältnis eines Objekts zum Raum und mit dem Raum selbst. Schlägt sich diese Tatsache auch in den Zeichnungen der Plastiker nieder? Häusler Contemporary und Florian Sundheimer gehen dieser Frage in einer gemeinsamen Ausstellung anhand von fünf zeitgenössischen Bildhauern nach: Norbert Kricke, Gary Kuehn, Olaf Metzel, Roman Signer und Keith Sonnier. Die gezeigten Papierarbeiten werden ergänzt durch zwei skulpturale Arbeiten von Norbert Kricke und Keith Sonnier. So wird die Verwandtschaft der räumlichen Erkundungen in der zweiten und der dritten Dimension augenscheinlich.
Norbert Kricke (1922–1984) gehörte zu den bedeutenden Bildhauern der Nachkriegszeit in Deutschland. Bekannt ist er vor allem für seine linearen, metallischen Raumplastiken, die den Leerraum dynamisch durchmessen und ihn weiten, indem sie scheinbar unsichtbare Strukturen nachzeichnen. Auch in seinen Zeichnungen interessieren ihn vorrangig die Möglichkeiten der Linie – als gliederndes Element und auch als sichtbares »Protokoll« der Handbewegung, die der Künstler beim Zeichnen ausführt.
Gary Kuehn (geb. 1939), ein wichtiger Vertreter der »Process Art«, hinterfragt in seinen Skulpturen die Autorität des Materials und erkundet das Spannungsfeld zwischen Begrenzung und Freiheit. In diesem Sinne wird das Papier bei ihm als ein gegebener, begrenzender Rahmen verstanden, den ein oft gestischer Pinseloder Bleistiftstrich dynamisch auslotet. Oft setzt er Hilfsmittel wie eine mit Pinsel besetzte Bohrmaschine oder Schablonen bewusst ein, um die »schöpferische Kontrolle« teilweise abzugeben.
Olaf Metzel (geb. 1952) ist bekannt für seine raumbezogenen Installationen. Die Werke aus verschiedensten Gegenständen wie Schrott, Absperrgittern oder ausrangierten Stadionsitzen sorgen mit ihren aktuellen politischen und sozialen Anspielungen auch im öffentlichen Raum für Aufsehen. In der Ausstellung ist eine Reihe von Entwürfen aus den 1980ern Jahren zu sehen.
Roman Signer (geb. 1938) hat seit den 1970er Jahren mit seinen »skulpturalen Ereignissen« und Installationen massgebend zur Erneuerung des Skulpturbegriffs beigetragen. Flüchtige Aspekte wie Zeit, Beschleunigung und Wandel werden bei ihm zum integralen Bestandteil des künstlerischen Prozesses. Seine Zeichnungen können als »Denkräume« und als eine Art Depot für mögliche zukünftige »Zeitskulpturen« verstanden werden.
Keith Sonnier (1941–2020) ist in Europa vor allem durch seine beeindruckenden Lichtinstallationen im öffentlichen Raum bekannt geworden. In seinen skulpturalen Arbeiten kombiniert er Neon oft mit anderen Materialien und entwickelt in Serien unterschiedliche Formensprachen, die von strenger Linearität bis zu verspielter Opulenz reichen. Sonnier entwickelt seine Skulpturen konsequent aus dem Medium der Zeichnung. Auf dem Blatt kombiniert er geometrisierende und freie Elemente zu Kompositionen, die an Piktogramme oder verschlüsselte Planzeichnungen erinnern.
Norbert Kricke (1922–1984)
84/130, 1984
Fettkreide auf Karton
17,8 x 31,6 cm