Pierre Tal Coat – Ohne Titel, 1983

Pierre Tal Coat – Papier als Landschaft

Mai – Juni 2017

Verbundenheit – mit diesem Begriff lässt sich das Werk des hierzulande fast vergessenen Malers Pierre Tal Coat gut beschreiben. Verbundenheit zunächst mit den Malmitteln: unmittelbarer, direkter, impulsiver lässt sich Farbe kaum auftragen. Die Art, wie Tal Coat die Pigmentmassen auf dem Papier verteilt, lassen so etwas wie einen Horizont aufscheinen. Aber hier wird keine Landschaft abgebildet, sondern die Essenz der Wahrnehmung und der ureigenen Erfahrung von Landschaft, Erde, Gestein, Horizont, Wolkenformation. Mehr noch: Das Papier als Träger der Zeichnung wird zum eigentlichen Grund des Dargestellten. Wie beispielsweise auf der Einladungskarte beeinflusst die zufällige Einbuchtung am oberen Rand selbst die zeichnerische Form. So versöhnt das entstandene Bild aus dem Spätwerk den naturverbundenen Sohn eines bretonischen Fischers mit dem Pariser Intellektuellen und engen Freund von Künstlern wie Alberto Giacometti und Gertrude Stein, die er vielfach portraitiert hat (Beispiele davon sind in der Ausstellung zu sehen). Analyse und freie Gestaltung kommen ins Gleichgewicht. 

Pierre Tal Coat (1905–1985)
Ohne Titel, 1983
Tusche auf Papier
ca. 11,5 x 40 cm