Sehn-Sucht … von jeher haftet den Figuren in den Bildern von Jean-Charles Blais eine merkwürdige Mischung aus Nähe und Distanz an: Nähe, weil es leichtfällt, sein Selbst gewissermaßen in diese Schattenrisse zu gießen – Distanz, weil sie nichts reflektieren, sondern uns vielmehr den Rücken zukehren oder versuchen, mit weit ausladendem Schritt, aus dem Bild zu fliehen.
Meist zeigen sich Paare in Rückenansichten. Sie halten inne. Aber trotz aller Schattenhaftigkeit ist es ihre enorme Präsenz im Bild, die uns die Aussicht versperrt, die sie zu genießen scheinen.
Bei genauerer Betrachtung erweisen sich diese Gestalten als längst nicht so stabil und präzise. Vielmehr macht die Nahsicht deutlich, dass die Konturen zigfach gezogen sind.
Mit großer Leichtigkeit und Freude am Spiel des Ausgangsmaterials – es handelt sich um ausgediente, vielschichtige, schrundige Plakatabrisse – bearbeitet Blais seine Bilder. Es wird gemalt, gekratzt, mit Pinsel, Stift und Messer gezeichnet. Akribisch und detailversessen verdichtet der Künstler die Oberfläche zu einem rhythmischen Ganzen.
Er holt tiefere Schichten an die Oberfläche, wobei die farbigen Flächen immer von den originalen Plakaten stammen. Mittels dieser Farbinseln verschmelzen Figur und Grund. Sie geben gelegentlich den Blick frei auf Details, die den kommerziellen Zweck des ursprünglichen Plakates nicht verhehlen.
Diese Gestalten sind sich selbst bei aller Vorläufigkeit genug, ohne Hast, ohne Zwang. Sie lassen uns teilhaben an einem Moment der Einkehr bei all der fortdauernden Wanderschaft. Blais verankert sie tief in der jahrhundertealten künstlerischen Tradition der Darstellung der Schau des Menschen auf die Natur und dessen letztlich unauflösliche Verstrickung darin.