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Georg Bernsteiner – Ohne Titel, 2020

Georg Bernsteiner – Ice Cream For Crow

Mai 2022

Schöpfend, erschöpfend geht Georg Bernsteiner seinen zeichnerischen Erfindungen auf den Grund. Was sich da auf dem weißen, lichtlosen Papier zunehmend konkretisiert, befindet sich in einer Art ständigem Kampf, einem Austausch und einer Überprüfung mit seinem Produzenten. Trichterartig spitzt sich alles auf den Zeichenstift hin zu, der Körper, das Auge, der Arm, die Hand, die Finger. Er überprüft das Gewordene mit all seinem Wissen, seinem Radius (die großen Zeichnungen haben das Maß 153 x 333 cm), seiner Wachheit, aber auch Müdigkeit, seinem Geschehenlassen, bewahrt sich das Staunen vor den eigenen sich bildenden Formen, orchestriert sie, setzt Kontrapunkte, einen Generalbass, helle Lichter, bis eine eigene Welt aus Gewicht und Gegengewicht, Hell und Dunkel entstanden ist. Sie sind eingefroren im Papier.
Und erst indem wir betrachtend darin eintauchen, erwacht das Werk zu neuem Leben.
Und der Ausstellungstitel »Ice Cream For Crow«? Er stammt von Captain Beefheart and The Magic Bands gleichnamigem Album und Titelsong aus dem Jahr 1982:
Captain Beefheart, alias Don van Vliet, einem hoch angesehenen und immer noch viel zu wenig bekannten Maler der 1970er-/80er-Jahre. Im Video zum Lied steht die Band mitten in der gottverlassenen Mojave-Wüstenei und es sind immer wieder Gemälde van Vliets, an Kakteen gelehnt, zu sehen. Subversion, Ironie, ein »Trotzdem« sind einprogrammiert: Wer wendet sich gegen wen? Der Künstler gegen das Werk? Das Werk gegen den Künstler, weil es sich aus purer Lebenslust von seinem Erzeuger entfernt hat?