Bozetti

Bozzetti

Mai – Juni 2003

Die ersten plastischen Entwürfe nennt die Kunstwissenschaft „Bozzetti“ oder in der Einzahl „Bozzetto“. Immer tragen die kleinen Bozzetti das Große in sich. Freie assoziative Gestaltung seitens der Künstler lässt uns unmittelbar Anteil haben am kreativen Prozess. Dabei zeigt das Bozzetto das „nur“ Vorläufige auf. Es umschließt somit auch das Fragile, Vergängliche und jederzeit Veränderbare. Die fragilen Materialien verdeutlichen diese Tatsache. Dort wo die Materialien bereits dauerhaft sind, hat sich der Markt Bahn verschafft.

Künstler und/oder Kunsthändler verewigen, was nur beiläufig konzipiert war, und das, weil trotz seiner Nebensächlichkeit das Bozzetto das Wesentliche verkörpert. Was immer der/die Künstler/in berührt, verändert das Material unter seinen Händen, der Künstler als König Midas seiner Schöpfungen. ….

In freier Assoziation formt der Künstler aus dem weichen Ton heraus. Der Werkstoff und der Zufall erhalten einen breiten Raum in der Gestaltung. Doch wie absichtslos und selbstvergessen kann dieser Weg sein? 

Die kleine Kabinettausstellung schreitet den Weg ab. 

Zwei Bozzetti aus dem 18. Jahrhundert…

Ein zeitgenössischer Bronzeguss von Auguste Rodin macht bereits deutlich, dass dieser Entwurf eines weiblichen Rückenaktes für das Höllentor schon die Vermarktung in sich trägt.

Hans Steinbrenner und Rudolf Wachter sind mit hervorragenden Beispielen vertreten, die die skulpturalen Ansätze ihres jeweiligen Werkes ganz unmittelbar veranschaulichen. Man kann ihnen beim Bildnern zusehen. 

Die Arbeit von Hermann Kleinknecht fällt eher unter den Begriff „Modello“: Sie zeigt im kleinen Format die gleichen Nuancierungen und Flächenspannungen wie die knapp zwei Meter hohe Plastik.

Außerdem zeigt die Ausstellung Arbeiten von David Reed, Peter Sauerer, Eugen Kellermeier und Konstantin Grcic.

Detail aus:
Rudolf Wachter (1923–2011)
Bozzetto für Stammskulptur,
Zwetschgenholz
1989
Höhe 35,5 cm